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Ansprache Seiner Majestät des Königs anlässlich des 75. Jahrestages der Ardennenoffensive

16 Dezember 2019

„Zum Andenken an die Befreiung des belgischen Volkes durch die Amerikaner“. Dieser Satz, der fest in den Stein dieses Denkmals gemeißelt ist, hat auch einen festen Platz in unseren Herzen. Unsere Dankbarkeit gilt allen Soldaten der alliierten Länder, von denen ich hier viele Vertreter willkommen heiße.

Die Ardennenoffensive – das sind fast zwei Monate verbissene Kämpfe, Entbehrungen und Leid in Kälte und Schnee aber auch unzählige Taten der Tapferkeit und des Heldentums. Die Offensive hat Tod und Zerstörung mit sich gebracht und mehr zivile und militärische Opfer als die Landung in der Normandie gefordert. Ihnen verdankt Belgien die Tatsache, dass es endlich endgültig von der nationalsozialistischen Besetzung befreit wurde.

„Nuts!“, der berühmte Ausdruck, den der amerikanische General McAuliffe hier in Bastogne geprägt hat, bringt seine kategorische Ablehnung der Kapitulation zum Ausdruck und wird noch lange in unserem kollektiven Gedächtnis bleiben. Er verkörpert den Mut und die Entschlossenheit unserer Befreier. Außerdem passt er gut zur legendären Hartnäckigkeit der Ardennen-Bewohner und drückt eine Ablehnung der Barbarei aus. 

Es gibt Momente, in denen man nein sagen muss. Nein zum zutiefst Bösen, das von einer Ideologie des Hasses geschürt wird. Das ist es, was wir zusammen vor fünfundsiebzig Jahren getan haben. Wir haben nein gesagt zu einer Ideologie, die auf der Überlegenheit einer Rasse gegenüber anderen gründet. Eine Ideologie, in deren finsteren Plan sich das eigene Volk und auch andere mitreißen ließen. Wie viele Leben hätten verschont werden können, wenn Männer und Frauen nicht vor so viel Diskriminierung und Ungerechtigkeit die Augen verschlossen oder früher Entrüstung gegenüber falschen oder rassistischen Aussagen gezeigt hätten.

Das Amerika von 1944 hat all seine Kräfte mobilisiert, um die Freiheit und Demokratie zu verteidigen und tat dies auch weiterhin während des Kalten Krieges. Zusammen haben wir vor siebzig Jahren die NATO gegründet und vor dreißig Jahren eine andere totalitäre Ideologie überwunden. Nach dem Atlantikwall war es der Eiserne Vorhang, der angesichts der Entschlossenheit der freien Welt und der widerstandsfähigen und unerschütterlichen Bevölkerungen Zentral- und Osteuropas einstürzte.

Seitdem haben wir Schritt für Schritt ein neues Europa erschaffen, das auf Versöhnung und dem starken Wunsch fundiert, jahrhundertealte Rivalitäten zu begraben. Während all dieser Jahre standen die Vereinigten Staaten wie „eine Stadt auf einem Hügel“ Schulter an Schulter mit Europa in der Absicht, andere Länder mit denselben Werten zu unterstützen und in diesem Sinne zu ermutigen.

Auch heute ist dieser Kampf noch nicht beendet. Demokratien sind per Definition anfälliger und zerbrechlicher als freiheitsbeschränkende Regime. Wir müssen also umso wachsamer sein, da irreführende Äußerungen und Hassreden sich heute einfacher und schneller verbreiten denn je. Zudem schaffen soziale Ungleichheiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten einen Nährboden für neue Entgleisungen. Es sei denn, dass wir, wie 1944, mitten im Winter und angesichts der Aggressivität des Feindes, aufstehen, um diesen den Weg zu versperren.

Der Kampf für die Freiheit findet seine Fortsetzung in der konstanten Wachsamkeit für die richtige Nutzung der Freiheit. Er verurteilt Verunglimpfung, Polarisierung und Ausgrenzung und sucht stattdessen die Verbindung und Versöhnung. 

Lassen Sie uns vor diesem Denkmal, das den Kämpfern für Frieden und Freiheit gewidmet ist, und vor Ihnen, den Veteranen, die feierliche Verpflichtung eingehen, den Kampf fortzuführen. Stellen wir uns stets entschlossener und unter allen Umständen in den Dienst der Wahrheit, der Mäßigung und der Gerechtigkeit.