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Ansprache Seiner Majestät des Königs an die hohen Amtsträger des Landes

31 Januar 2022

Ich danke Ihnen, Herr Premierminister, für Ihre herzlichen Wünsche.

Meine Damen und Herren,

Dieses Jahr hatte ich gehofft, die Vertreter der Behörden des Landes wieder im Palast empfangen zu können, um persönlich unsere Glückwünsche zu überbringen. Leider hat die Pandemie anders entschieden.

Daher freue ich mich, heute Jugendliche aus unseren drei Gemeinschaften begrüßen zu dürfen.

Als zukünftige, engagierte und verantwortungsvolle Akteure, ist es wichtig, dass Ihr, die junge Generation, unser Land und seine Institutionen kennenlernt. Und dass Ihr auch versteht, dass Demokratie vor allem eine Geisteshaltung der Offenheit gegenüber anderen und des Respekts gegenüber jedem Einzelnen bedeutet.

 

Meine Damen und Herren,

Das vergangene Jahr war eine große Herausforderung für unsere Behörden. Sie haben die Coronakrise mit all ihren Notfällen bewältigt. Im Jahr 2022 werden wir weiter daran arbeiten, die Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen und unsere getroffenen Gemeinden wieder aufzubauen.

Wir werden auch mittel- und langfristig wieder an den entscheidenden Fragen der Beschäftigung, des Klimas, der Energie, der Innovation und der alternden Bevölkerung arbeiten können. Und ebenfalls die Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch das Angehen von Prekarität und Ungleichheit. Ich vertraue darauf, dass unsere Regierungen ihre Verantwortung in diesen Bereichen, die unsere Zukunft bestimmen werden, wahrnehmen werden.

Lassen Sie uns auch weiter zusammenarbeiten in wichtigen Fragen wie dem lebenslangen Lernen, der individuellen Begleitung von Arbeitssuchenden, der dualen Aus- und Weiterbildung und einer Einstellungspolitik, die der Vielfalt in unserer Gesellschaft besser Rechnung trägt. Ziel ist es, einen integrativeren, dynamischeren Arbeitsmarkt zu schaffen, der auf Dialog und Beteiligung beruht. Und auf diese Weise Angebot und Nachfrage auf unserem Arbeitsmarkt besser aufeinander abzustimmen.

Es versteht sich von selbst, dass diese Themen erhebliche Auswirkungen auf die jüngeren Generationen haben, die hier vertreten sind.

 

Meine Damen und Herren,

In wenigen Tagen werden die Königin und ich mit den zuständigen Ministern nach Oman, Abu Dhabi und Dubai reisen.

Im Oman wird es uns ein Anliegen sein, Belgiens Platz auf der zukünftigen globalen Energiekarte zu sichern, auf der insbesondere Wasserstoff eine wichtige Rolle spielt. Wir entwickeln dort Anlagen für den Export dieser neuen, von der Sonne erzeugten Energieform. So tragen wir zur Sicherung unseres zukünftigen Wohlstands bei und nehmen Teil an einer neuen Art von Nord-Süd-Partnerschaft.

In Abu Dhabi werde ich bei der Unterzeichnung von zwei bilateralen Kooperationsabkommen anwesend sein, eines im Bereich der Polizei und eines im Bereich der Medizin.

In Dubai nehmen die Königin und ich an dem Tag teil, an dem Belgien im Rampenlicht der Weltausstellung stehen wird. Auch auf diese Weise wollen wir den Platz unseres Landes in der Welt verteidigen. Im Laufe der Geschichte haben wir bewiesen, dass wir unsere Wirtschaft in den wichtigsten Trends der globalen Entwicklung verankern können.

Unser Land hat sich schon immer durch Innovation ausgezeichnet. Dies ist natürlich dem wechselseitigen Austausch zwischen unseren Regierungen, Universitäten, Investoren und Wirtschaftsführern zu verdanken. Zu Beginn dieses neuen Jahres bin ich trotz der durch die Pandemie verursachten Ungewissheit der festen Überzeugung, dass unser Land alle Trümpfe in der Hand hält, um diesen Weg weiterzugehen.

Freuen wir uns auch darüber, dass Europa wieder die Kraft hat, zu handeln und strategische Schritte zu unternehmen, wie zum Beispiel bei der wirtschaftlichen Erholung in Schlüsselsektoren, dem Green Deal oder der Verteidigung der Werte von Recht und Gerechtigkeit. Diese Initiativen eröffnen den Mitgliedstaaten enorme Perspektiven.

 

Meine Damen und Herren,

Wir mussten leider feststellen, dass das vergangene Jahr nicht frei von schweren und offenkundigen Fällen von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt in unserer Gesellschaft war. Wir sind schockiert von inakzeptablen Gewalttaten und Verbrechen, insbesondere gegen Frauen und Kinder. Diese können wir nicht akzeptieren. Ebenso wenig wie die Beleidigungen und den Spott, den wir in unseren Stadien und an anderen öffentlichen Orten hören. Denn sie zerstören die Opfer von innen heraus. Sie verlieren jegliches Selbstwertgefühl, ihre Selbstständigkeit. Das ist der Gesellschaft, die wir gemeinsam aufbauen wollen, nicht würdig.

Glücklicherweise ist es andererseits ermutigend zu sehen, wie lebendig Solidarität und Engagement in unserem Land noch sind.

Bei jedem Besuch in den Tälern der Ourthe und der Weser erzählen die Flutopfer der Königin und mir, wie tief sie von der spontanen und großzügigen Hilfe ihrer Mitbürger im ganzen Land berührt sind, neben der Unterstützung, die sie von den Behörden erhielten.

Sie erzählen uns, ganz ausdrücklich, wie sehr es sie bewegt, bis heute anhaltende Unterstützung von Freiwilligen aus Flandern zu erhalten.

Das ist ein großartiges Zeichen für unser Miteinander. Es zeigt uns die Richtung, der wir weiter folgen müssen.

Wir haben dieses Miteinander auch während der Gesundheitskrise erlebt, indem wir uns der Notwendigkeit bewusst wurden, Solidarität zu zeigen, durch das Folgen von Regeln, die andere schützen. Wir haben wiederentdeckt, dass wir gemeinsam, durch gegenseitige Hilfe, unsere Freiheit auf eine andere Weise leben können.

 

Meine Damen und Herren,

Sie, die die Behörden des Landes repräsentieren,

Die Königin und ich wünschen Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, ein glückliches neues Jahr, vereint in dem Bestreben, unserem Land zu dienen durch das Treffen von Entscheidungen, die auf Langfristigkeit ausgerichtet sind.

Und in der festen Erwartung, dass in der gegenwärtig sehr angespannten internationalen Lage die Prinzipien des Völkerrechts letztlich die Oberhand behalten.